Vitalstoffmangel an der Entstehung beteiligt
Entgegen dem europaweiten Trend ist in Deutschland die Zahl der Raucher in den letzten Jahren gestiegen.1 Die Warnhinweise auf den Zigarettenschachteln haben offenbar ihre Wirkung verfehlt. Daher werden ab Mai 2016 auch hierzulande Bilder von geschädigten Organen und Körperteilen abgedruckt.2 Unter den zahlreichen Krankheiten, die auf den Tabakkonsum zurückgehen, sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorne mit dabei. Zwar können bestimmte Vitalstoffe manche schädlichen Wirkungen des Rauchens eindämmen, doch ein sofortiger Rauchstopp ist immer noch die effektivste Präventionsmaßnahme.
Tabakwerbung ist nur noch im Kino zu sehen – und das ausschließlich nach 18 Uhr. Im Fernsehen sind die Clips aus gutem Grund schon seit 1975 verboten. Wer kennt sie nicht, die Cowboyromantik, die die Emotionen der Zuschauer ansprechen soll. Grenzenlose Freiheit, Abenteuerlust und Unabhängigkeit drücken die Bilder und Werbespots aus, und geben den Menschen schon seit über einem halben Jahrhundert vor, was mit dem Rauchen verbunden werden soll. Wesentlich weniger bekannt ist, was hinter den Kulissen steckt: Ein Teil der ehemaligen Cowboy-Darsteller, der selbst rauchte, starb frühzeitig an den Folgen des Tabakkonsums.3
Rauchen schadet vor allem Herz und Kreislauf
Jedes Jahr sterben sechs Millionen Menschen weltweit an den Folgen des Rauchens.4 Neben Lungenkrebs sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigsten Krankheiten, die direkt aus dem Tabakkonsum resultieren.5 Letztere können unter anderem durch Vitalstoffdefizite hervorgerufen werden, die durch das Rauchen entstehen können. So zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie, dass bei fast jedem zehnten rauchenden Probanden ein Folsäuremangel vorlag.6 Forscher diskutieren für den Mangel verschiedene komplexe Theorien, kommen aber zu dem Schluss, dass die biochemischen Mechanismen noch final geklärt werden müssen.7 Gleichzeitig war auch die Blutkonzentration von Homocystein erhöht. Da Folsäure zusammen mit anderen Vitalstoffen für den Abbau von Homocystein benötigt wird, könnten die erhöhten Werte zum Teil auf den Folsäuremangel zurückzuführen sein. Hohe Homocystein-Werte sind ein bekannter Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Studie zeigte außerdem, dass zwei Drittel der untersuchten Raucher eine geringere Konzentration an Superoxiddismutase aufwiesen.6 Die Ursachen, die hinter diesem Defizit stecken sind allerdings noch unbekannt.8 Superoxiddismutase ist ein Enzym, das freie Radikale neutralisieren kann. Im Tabakrauch befinden sich große Mengen dieser freien Radikale, die anschließend im gesamten Körper zirkulieren und direkte, negative Auswirkungen auf das Blutgefäßsystem haben können. Es ist dann von oxidativem Stress die Rede, der Schäden an den Blutgefäßen verursachen kann, eine der Ursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.6 Was den oxidativen Stress betrifft, ist der Tabakkonsum also doppelt schädlich: Zum einen wird der Körper mit einer hohen Dosis freier Radikale belastet und zum anderen werden die Schutzmechanismen gegen die Radikale geschwächt.
Vitalstoffe mit möglicher Schutzfunktion
Die niedrigere Konzentration der Superoxiddismutase kommt bei Rauchern einem gestörten Verteidigungssystem gegen oxidativen Stress gleich und bedeutet dadurch ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es liegt eine Reihe von Studien vor, in denen die Supplementation mit Antioxidantien – zum Beispiel Vitamin C oder E – oxidative Schäden und Entzündungen verhindern konnten, die durch Zigarettenrauch hervorgerufen werden können. Aus diesem Grund empfiehlt das Food and Nutrition Board der National Academy of Sciences of America speziell für Raucher eine höhere tägliche Einnahme an Vitamin C. Im Gegensatz zu den 90 mg pro Tag liegt die empfohlene Menge für Raucher bei 200 mg.9 Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Rauchern eine Extraportion Vitamin C.10 Eine Supplementation von geeigneten Vitalstoffen kann bei Rauchern sinnvoll sein, ist aber kein Freifahrschein für ungehemmten Tabakkonsum. Ein sofortiger Rauchstopp ist die mit Abstand effektivste Maßnahme zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Gesundheitsschäden.
Quellen:
1 http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/13362_de.htm; abgerufen am 04.03.2016.
2 http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/schockbilder-auf-zigarettenpackungen-kommen-im-mai-2016-a-1068087.html; abgerufen am 04.03.2016.
3 http://www.latimes.com/nation/nationnow/la-na-nn-marlboro-men-20140127-story.html; abgerufen am 15.03.2016.
4 Who Report on The Global Tobacco Epidemic, 2013.
5 Messner B et al.; Smoking and cardiovascular disease: mechanisms of endothelial dysfunction and early atherogenesis.; Arterioscler Thromb Vasc Biol. 2014 Mar;34(3):509-15.
6 Chen S et al.; Relationship between increase of serum homocysteine caused by smoking and oxidative damage in elderly patients with cardiovascular disease.; Int J Clin Exp Med. 2015 Mar 15;8(3):4446-54.
7 Okumura K et al.; Folate in smokers. Clin Chim Acta. 2011 Mar 18;412(7-8):521-6.
8 Wang XL et al.; Plasma extracellular superoxide dismutase levels in an Australian population with coronary artery disease. Arterioscler Thromb Vasc Biol. 1998 Dec;18(12):1915-21.
9 Naik P et al.; Pathobiology of tobacco smoking and neurovascular disorders: untied strings and alternative products.; Fluids Barriers CNS. 2015 Oct 31;12:25.
10 https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-c/; abgerufen am 04.03.2016.